Oliver Herwig
01 | 2021
Magazin

The One

Peter Naumanns

zauberhafter

Elektroflitzer

Automobildesigner Peter Naumann vor ONE von ACM. Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

Knuffige Front des ACM ONE. Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

In den letzten Jahren gab es viele Ansätze, Elektromobilität zu fördern. Der ONE von ACM hat das Zeug zu einem echten Game-Changer. Gespräch mit seinem Designer Peter Naumann.

 

24 Kästen Bier oder Limo – war das die Vorgabe?

Peter Naumann: Die große Ladefläche war eine Vorgabe. Es ist möglich, mit einem Gabelstapler an das Heck heranzufahren und eine Europalette einzuladen. Auch die Höhe des Fahrzeugs ist für die Zuladung wichtig. Gleichzeitig können die Fahrgäste sehr komfortabel einsteigen und entspannt sitzen. Die Rückbank lässt sich dafür schnell komplett umklappen.

ONE von ACM

Viel, viel Platz ... eine ganze Palette passt in den Laderaum. ACM ONE, Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

Erinnert selbst ein wenig an einen Koffer. Klare Kante des ACM ONE. Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

Robust, unverwüstlich und knuffig, aber nicht zu sehr, damit Männer nicht gleich wieder aussteigen. Wen soll das Fahrzeug ansprechen?

Peter Naumann: Es ist für Flottenkunden gedacht, die beispielsweise Logistik, Lieferdienste, Car-Sharing, Taxi, Ride-Hailing und andere Services betreiben. Dafür muss die Technik einfach und sehr robust ausgelegt sein. Wenn sich genug Interesse von Privatkunden zeigt, wird der Markt in diese Richtung erweitert.

Retro trifft Elektro: Das Cockpit des Stromers ACM ONE. Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

Der Hersteller ACM (Adaptive City Mobility)  verspricht sagenhafte 50 % Materialreduktion. Wie funktioniert das?

Peter Naumann: Letztlich sind vergleichbare Fahrzeuge wesentlich schwerer und benötigen dementsprechend sogenannte Hochvolt-Batterien, die auch wieder sehr schwer sind. Ohne Batterien soll unser Fahrzeug in der Serie nur 600 Kilogramm wiegen. Vergleichbar mit Kleinwagen aus den 60er und 70er Jahren.

 

Lastesel: ACM ONE. Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

"Hohe Funktionalität und
Proportionen, die Robustheit symbolisieren."

Peter Naumann

Wie viel Retro verträgt das Konzept? Du sprachst selbst vom Käfer und R4 …

Peter Naumann: Es gibt archetypische Elemente aus der Automobilgeschichte, die unsere Erinnerungen stimulieren. Mein Ziel war es, hohe Funktionalität mit Proportionen zu verbinden, die Robustheit symbolisieren. Die markanten Kotflügel, die hohe Motorhaube, die Blechsicken, die Rundscheinwerfer, markante Stoßstangen und die steile Windschutzscheibe stehen traditionell für Vertrauen und Sicherheit in ein Fahrzeug. Vielleicht entsteht so ein Gefühl von Retro, auch wenn es kein Vorbild für unser Fahrzeug gibt und es eine komplette Neuentwicklung darstellt.

Lad' mich auf. ACM ONE, Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

Urbaner Lieferwagen ACM ONE. Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

Eigenartig: Auch die cleversten Elektroautos sehen immer noch aus wie Autos. Wäre es nicht mal Zeit für ein radikales Konzept? Oder gehen da die Käufer*Innen nicht mit?

Peter Naumann: Als Designer stehen einem unendlich viele Richtungen offen. In meinem Studium am RCA haben wir schon maximal radikale Ideen und Entwürfe entwickelt. Für unser Fahrzeug wollen wir ganz bewusst nicht dem aktuellen Mainstream im Automobildesign folgen. Entweder sind die Produkte extrem glattgebügelt (Mercedes) oder die Karosserie ist mit sehr komplexen Flächenspielereien überzogen (BMW). Viele der Hersteller orientieren sich an den deutschen Premium-Marken, und bis auf ganz wenige Ausnahmen ist das Design sehr austauschbar geworden. Für die Zukunft wünsche ich mir auch Konzepte, die mich überraschen.

 

 

Automobildesigner Peter Naumann vor ONE von ACM. Foto: Phuong Herzer © ACM GmbH

ONE von ACM in Zahlen

Die Höchstgeschwindigkeit wird ca. 100 km/h betragen. Und die Reichweite zwischen 200 und 240 km liegen, wenn die vier Wechselakkus angeschlossen sind. Weitere 100-120 km Reichweite ermöglicht eine Dachbox mit weiteren vier Wechselakkus. Diese dienen auch als autarke Batterie fürs Gartenhaus oder die Baustelle. Ohne die zusätzlichen Wechselakkus, nur mit der fest verbauten Batterie, soll der Preis unter 10.000 Euro liegen.

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