Oliver Herwig
05 | 2021
Magazin

Warum

muss die Dusche duften?

Erfolgreiche Unternehmen haben nicht zufällig die besseren Produkte, die gut aussehen und sich leicht bedienen lassen, sie produzieren genau das, was ihre Kunden wollen. Dahinter steht oft das sogenannte Design Thinking, das bürokratische Firmen entschlackt, Produktzyklen beschleunigt und übertriebene Gründlichkeit gegen Spontanität und Kundennähe eingetauscht hat. Der Clou: Mitarbeiter sind plötzlich potentielle Mitgestalter. Das Team hat recht, nicht die Vorgesetzten, die sich brav in die Mannschaft einreihen, wenn alle unvoreingenommen Ideen sammeln, Modelle bauen und sich möglichst rasch möglichst konkret vor Augen führen, welche Produkte und Services die da draußen wirklich wünschen.

Design Thinking ist keine Glaskugel, in der die Zukunft aufscheint, eher Yoga für den Kopf, das Grenzen sprengen und Ideen freisetzen soll. Vor 15 Jahren markierte der von dem Designbüro Ideo entwickelte Ansatz so etwas wie die kopernikanische Wende von der Industrie- zur Internetwirtschaft, in der gute Ideen wichtiger sind als fette Maschinen. Fortan drehte sich alles um die Nutzer, entwickelt wurde in gemischten Teams und mit fast naiver Freude am Machen. Auch wenn das für Designer nichts Neues war, bedeutete es doch einen Fortschritt in der Unternehmensberatung. Bereits 2004 brachte „Business Week“ die Titelgeschichte „The Power of Design“. Darin feierte Bruce Nussbaum den Ideo-Ansatz, spielerisch auf unerwartete Lösungen zu kommen. Das Aufmacherbild zeigte, was Kritiker wie Natasha Jen („Design Thinking Is Bullsh*t“) inzwischen als bloße Formalie vieler mittelmäßiger Design-Thinking-Workshops verurteilen: Unmengen Post-its fliegen über den Besprechungstisch, und das Team ist umzingelt von vollgekritzelten Flipcharts. Ideo hat das befreiende Chaos genial vermarktet. 2005 führte die Stanford University Design Thinking als Studiengang ein. Und adelte damit den agilen Ansatz, Design-Denken wie einen Virus in verstaubte Firmen einzuschleusen. Was aber sagen Gestalter zum großen Durchmarsch ihrer ureigenen Ansätze?

 

Weiterlesen im „FAZ Quarterly“, 15. April 2021: FAZ

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